Montag, 29. Juni 2009

When my love swears that she is made of truth...

...I believe her though I know she lies.
(The Passionate Pilgrim, 1(Sonnet 138)

Als ich gestern Abend melancholisch im Bett lag und ja fast lustlos mein inzwischen auch mit Kaffee besudeltes Shakespearebuch durchblätterte, stieß ich auf die Sonettreihe „The Passionate Pligrim“, die mir bisher unbekannt war. Dabei handelt es sich um eine Anthologie von Gedichten, die Shakespeare zugeschrieben und unter seinem Namen veröffentlicht wurden. Einige der Gedichte wurden jedoch bei Autoren wie beispielsweise Christopher Marlowe wieder gefunden. Andere Gedichte konnten ob ihrer Herkunft noch nicht definitiv zugeordnet werden. Sicher konnten die Stücke Shakespeare zugeschrieben werden, die sich in anderen seiner Werke wie dem Sonettzyklus oder „Love’s Labour’s Lost“ wieder finden. So verhält es sich auch bei dem Sonett, aus dem die beiden Zeilen stammen.
Das Sonett handelt davon, dass die Liebe uns Jugend vorgaukelt, auch wenn wir schon alt und gebrechlich sind. Es ist eben eine Eigenschaft der Liebe, uns zu beruhigen und zu besänftigen: „O, love’s best habit is a soothing tongue“. Ich bin noch nicht so alt, dass mir die Liebe Jugend schon vorgaukeln muss, aber eine wundervolle Eigenschaft der Liebe, die auf mehr als nur Jugend übertragbar ist, wird in diesem Sonett auf wundervolle Weise beschrieben. So lautet das Abschluss-Couplet, das ich so schön fand, dass ich es mehrmals las und mich jedes Mal freute:

Therefore I’ll lie with love, and love with me,
Since that our faults in love thus smother’d be.

Die Liebe verdeckt und versteckt unsere Fehler, und darum soll man sich auf ihr Lügenspiel einlassen. Ich finde es bemerkenswert, wie viel in diesen beiden kleinen Zeilen steckt: „I’ll lie with love“, wenn man liebt, ist man in der Lage, die Fehler des anderen zu übersehen und sie weg zu lügen, um der Liebe willen ist man bereit, Dinge anders zu sehen. Aber auch eine andere Seite ist vorhanden: „and love with me“, wenn man geliebt wird, kann man von der Lügnerin der Liebe auch profitieren, weil eigene Fehler verdeckt werden. Ein schöner Gedanke und ich finde auch einfach, dass man an den beiden Zeilen sehen kann, wie gut Shakespeare dichtete. Es klingt auch einfach so gut.

Ich weiß nicht ob meine eher positive Interpretation richtig ist. Lügen ist ja eigentlich was Schlechtes. Und auch die Vorspiegelung falscher Tatsachen, blind vor Liebe sein und eventuell schlimme Sachen gar nicht zu sehen, sind ja nicht immer etwas Gutes. Außerdem könnte dahinter auch die Idee stecken, dass man in langen Beziehungen Dinge nicht mehr hinterfragt und Sachen einfach so hinnimmt. Aber als ich gestern die beiden Zeilen las, ging mir mein Herz auf, obwohl ich nicht mal einen konkreten Bezug zu meinem Leben finden konnte. Die Zeilen haben mich einfach berührt und das ist genau der Zweck, den sie erfüllen sollen.

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