Donnerstag, 22. April 2010

It is not in the stars to hold our destiniy, but in ourselves.

Sucht man im Internet nach Shakespearezitaten über das Schicksal, so stößt man immer wieder auf dieses Zitat. In Shakespeares Stücken habe ich dieses Zitat jedoch vergeblich gesucht (und lasse mich gern eines besseren belehren). Es gibt aber eines, was dem sehr ähnelt: „ The fault, dear Brutus, is not in our stars, But in ourselves, that we are underlings.“ (Julius Caesar, I, 2, l. 140-41). Ich nehme an, es handelt sich hier, ähnlich wie bei Descartes’: “Ich denke, als bin ich”, was so wörtlich in seinen Meditationen auch nicht zu finden ist, um eine Vereinfachung eines Zitates, die im Laufe der Zeit bekannter geworden sind als das Original.
Shakespeares Originalzitat unterscheidet sind von der ich nenne es mal Internetversion nicht wesentlich. Es ist lediglich spezieller als das Internetzitat. Geht es im Letzteren um die Macht und Kraft des Menschen, sein Leben und Schicksal selbst in die Hand zu nehmen im Allgemeinen, bezieht sich Shakespeares Zitat auf das Leben unter einer Diktatur, die eben auch nicht als gegeben hingenommen werden muss oder darf. Der Fehler (the fault) liegt bei den Menschen selbst, die sich der Tyrannei eines Caesars unterwerfen und nicht in den Sternen oder bei Gott.
Ich habe mich trotz des eher politischen Bezuges für dieses Zitat entschieden, weil ich denke, dass wir, auch wenn wir uns für aufgeklärt und nicht mündig halten, manchmal trotzdem gern unser Schicksal in der Sterne Hand legen wollen. Das scheinbare lapidare Horoskope lesen oder Stoßgebete gen Himmel schicken sind dabei nicht die Dinge, auf die ich zu sprechen kommen möchte. Mir geht es vor allem um den tief verankerten Glauben in uns, oder zumindest in mir, dass das Schicksal einige Dinge für mich bereit hält, die ich nur finden oder als solche erkennen muss, und das vor allem wenn es um Liebe geht.
Bei Themen und Lebensentscheidungen wie Beruf oder Wohnortwahl weiß und fühle ich , dass ich es bin, die diese Entscheidungen trifft, sicherlich nicht ohne den Einfluss von anderen Menschen und Umständen, aber sicher ohne die Hilfe der Sterne. Sätze wie: „Na, wer weiß wofür, das alles noch gut ist“, zeigen jedoch, dass ich selbst bei diesen Entscheidungen irgendwie auf den positiven Einfluss höherer Mächte hoffe. Bei Liebesdingen ist dieses Gefühl der Vorbestimmung jedoch noch stärker. Ich gehe davon aus, dass es eine endliche Zahl von Menschen gibt, die ich lieben kann und die mich zurücklieben, und diese muss ich eben finden, oder wenigstens einen von Ihnen.
Die Konsequenzen eines solchen Denkens sind die Angst, diesen Menschen nicht zu finden und der Druck, dass gleich alles perfekt sein muss, wie im Märchenbuch. Am Besten Liebe auf den ersten Blick, mit allem drum und dran. Man sieht jemanden und weiß, ja das ist er. Aber ist das wirklich so? Müssen wir einen dieser Menschen nur finden, entdecken und als diesen auch erkennen. Eine sehr guten Freundin sagte vor kurzem zu mir: „Es sollte doch nicht darum gehen, den Richtigen zu erkennen, sondern darum zu entscheiden, wer der Richtige sein soll.“ Ich finde, dass dieser Satz sehr viel Wahrheit in sich hat. Gleichzeitig war meine erste intuitive Reaktion darauf fast sowas wie Empörung - Ich kann doch nicht selbst entscheiden, wen ich liebe und wen nicht. Und das geht natürlich nicht, allein die Chemie und die Hormone machen einem dabei einen dicken Strich durch die Rechnung. Was aber möglich ist, ist ein Umdenken: Nicht die Sterne oder mein Schicksal entscheiden, wer der der Richtige ist, sondern ich entscheide, wem ich die Möglichkeit geben möchte der Richtige zu sein (und umgekehrt). Das heißt auch, dass ich Dinge ausprobieren darf, dass ich nicht auf die Liebe auf den ersten Blick warten muss. Nein, ich kann selbst entscheiden, mit wem ich gern Zeit verbringe und zusammen sein will, ohne mich ständig fragen zu müssen: Ist das jetzt der Richtige, der für mich Vorgesehene? Ich selbst entscheide, wen ich zu meinem, dem Richtigen machen möchte, weil es einfach wert ist.