Sonntag, 14. Juni 2009

Shall I compare thee to a summer's day?

Shall I compare thee to a summer's day?
Thou art more lovely and more temperate.
Rough winds do shake the darling buds of May,
And summer's lease hath all too short a date.

Sometime too hot the eye of heaven shines,
And often is his gold complexion dimm'd;
And every fair from fair sometime declines,
By chance or nature's changing course untrimm'd;

But thy eternal summer shall not fade
Nor lose possession of that fair thou ow'st;
Nor shall Death brag thou wander'st in his shade,
When in eternal lines to time thou grow'st:

So long as men can breathe or eyes can see,
So long lives this, and this gives life to thee.

Sonett 18 gehört zu den bekannteren Sonetten und ist von 154 Sonetten eins der früheren. Die meisten Interpretationen deuten es als Liebeserklärung an einen jungen Mann. Es ist jedoch auch anders zu deuten. Ich möchte kurz den Inhalt erläutern und dann eine alternative Deutung darlegen, die auch erklären soll, warum ich für mein heutiges fabelhaftes Erlebnis dieses Sonett ausgewählt habe.
Im ersten Quarett (Alle Sonette sind thematisch in drei Quartette und ein Couple einteilbar) fragt sich der Sprecher ob er "thee", wer immer das sein mag, mit einem Sommertag vergleichen kann und stellt fest, dass dies nicht geht, da "thee" schöner und wärmer ist und der Sommer vergeht und Blüten verblühen, was beim "Thee" nicht so zu sein scheint.
Im zweiten Quartett fährt der Sprecher fort, dass Sommere ja auch manchmal zu heiß und gar nicht immer schön sind und ja in der Natur alles Schöne irgendwann verschwindet. (Für Sprachinterssierte intersant: Die Sonne, the eye of heaven, ist im englischen maskulin "his gold complexion", was übrigens in fast allen europäischen Sprachen der Fall ist. Das Deutsche bildet da eine Ausnahme)
Im dritten Quartett äußert der Sprecher den Wunsch, dass der Zerfall des Schönen für das "thee" doch bitte nicht der Fall sein soll. Ewig soll die Schönheit des "thee" leben.
Das Abschluss couplet, was immer besonders viel Bedeutung hat, weil es als eine Art Schlussfolgerung bildet, sagt: "Denn so lange Menschen atmen und Augen sehen. so lang lebt dies und dies gibt dir Leben."
Ja, natürlich kann das "Thee" als junger Mann oder eine wunscherschöne Frau gedeutet, werden deren Schönheit ("this) ewig währt. Ich denke jedoch, dass Shakespeare hier keinen Menschen meint, sondern die Poesie. Diese ist für ihn so schön und vollkommen und es wird sie immer geben, solange Menschen sie mit Leben füllen.

Ich habe heute dieses Sonnet gewählt, weil es nicht nur auf Poesie beziehbar ist, sondern auch auf Kunst im Allgemeinen: In meinem Fall heute nämlich auf Musik. Ich durfte heute auf ein Jethro Tull Live Open Air Konzert gehen. Und es war wirklich fabelhaft. Es war so eine Freude, den Musikern auf der Bühen zuzusehen, in einer entspannten Atmosphäre, ohne Gedrängel und Geschubse. Alle haben sich nur über die Musik gefreut. Immer, wenn ich richtig gute Bands sehe, denke ich: "Man darf eigentlich nie wieder Zeit mit schlechter Musik verschwenden oder Musik hören, die von Leuten gemacht wird, die keine richtigen Musiker sind. Also richtige Musiker von Herzen. Wie man einfach merkt, wenn jemand das was er tut wirklich liebt, lebt und fühlt.

"Kritisch" anmerken möchte ich etwas über die Haltung des Publikums. Man stelle sich einen halb-glatzigen Mann mit Vollbart vor, der mit vor der Brust verschränkten Armen allerhöchstens mit dem Kopf wippt. Nein, ich will das in keinster Weise verurteilen. Jeder soll die Musik so erleben, wie er es mag, aber ich habe meinen Vater gefragt, der mir diese Ereignis finanziell ermöglichte, und er meinte, dass dies wohl vor 20 Jahren auch noch anders ausgesehen hätte. Wie ich mir vorgestellt habe, dass wir in 20 Jahren bloß den Kopf leicht bewegend auf nem Ärzte-konzert oder so stehen. Man weiß es nicht.

Dann möchte ich noch positiv die Künsterlerin Saori Jo, die die Vorband war, erwähnen. Eine Französin, die sich ganz allein an ihr Stage-piano setzte und los sang. Später in Begleitung einer akkustischen Guitarre, vom Stil her irgendwo zwischen Katie Melua und Fiona Apple. Sehr ergreifend war es, weil ihre Emotionen in der Stimme und bei der Begleitung auf dem Klavier durch den Minimalismus sehr eindrucksvoll zur Geltung kamen. Sie hatte sogar die Ehre, bei einem Song von Ian Anderson persönlich auf der Querflöte begleitet zu werden. Ich was so angetan, dass ich eine CD mit vier Tracks käuflich erwarb. Ich muss jedoch sagen, dass auf der CD viel von der Intesnität, die live zu verspüren war verloren ging.

So long as men can breathe or eyes can see
So long lives this, and this gives life to thee

So lange Menschen leben, wird es Musik geben und solang werden auch Menschen von Musik verbunden und am Leben gehalten. Dass Musik jung und alt verbindet ist nicht Neues, und auch nicht dass sie Kraft und Zeit zur Besinnung aber auch gute Laune bringt ist keine Neuigkeit, es ist jedoch immer wieder einfach schön zu sehen, dass es wirklich so ist. Musik kann nicht mit einem vergänglichen, manchmal zu heißem Sommertag verglichen werden. Sie ist mehr, länger, von und und für uns da!

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