Samstag, 13. Juni 2009

All the world is a stage...

...And all men and women are merely players" (As you like it. VII, 2). Dieses wohl bekanneste Zitat aus dem Stück "Wie es euch gefällt" kam mir heute in den Sinn, als ich mal wieder tanzen war. Und da es so bekannt und fast schon etwas abgedroschen ist, dachte ich mir, ich bringe es gleich hinter mich ;). Das Besondere an diesen Zitat ist, dass es eine Motivdoppelung gibt. So wird gesagt, dass die Welt eine Bühne ist, und zwar auf einer Bühne. Der Theaterzuschauer wird nicht nur daran erinnert, dass er in seinem Leben ständig nur Rollen spielt (Freund, Chef, Passant usw.), sondern ihm wird auch ins Gedächtnis gerufen, dass er sich auch jetzt in der Rolle des Theaterzuschauers befindet. Der Schauspieler selbst zeigt, während er diesen Setz sagt, auf eine ironische Weise, dass er sich und seine Rolle im Stück nicht zu ernst nehmen darf. Die Bewertung eines Theaterstückes als bloßes Theaterstück ist ein technischer Griff, den Shakespeare nicht nur in "As you like it" verwandt hat.

Mir ist schon öfter aufgefallen, dass Clubs und Kneipen, zu den wichtigen "Bühnen" der heutigen Welt gehören. Auf der Tanzfläche und an der Bar schlüpfen alle in die Rolle, in der sie gern wahrgenommen werden wollen. Das liegt wohl daran, dass das nächtliche Ausgehen für gerade Singels von heute eine sehr wichtige Quelle zur Kontaktaufnahme zum anderen oder auch selben Geschlecht geworden ist. Für eine erfolgreiche Kontaktaufnahme werden Haare gestylt, das Gesicht bemalt, der Bauch eingezogen und eine meiner Meinung nach eine für Clubs typische Attitüde angenommen. Ständig darauf bedacht, selbst im besten Licht dazustehen, werden andere Menschen, einer nach dem anderen, kurz gescannt. Ein Blick von oben nach unter oder nach Belieben auch umgekehrt und weiter gehts. Die Frage, die ich mir heute dabei stellte war: Wenn die Welt oder eben dieser Club nur eine Bühne ist, und wir alle nur schauspielern, wie hoch ist dann die Wahrscheinlichkeit, wirklich jemanden zu treffen? Selbst wenn man mit jeamdem ein nettes Gespräch führt, mit wem spricht man denn wirklich? Man spricht doch nur mit der Rolle, die die jeweilige Person für die am besten Wirkende einschätzt.

Heißt das nun, dass man vom bloßen Gucken und Smalltalken beim nächtlichen Kennenlernen, niemanden wirklich kennenlernen kann? Muss man immer davon ausgehen, dass alle nur eine Rolle spielen und dass man sich nicht auf seine Menschenkenntnis verlassen kann? Ich denke, dass das so auch nicht wahr ist. Ich habe mich selbst mal beim Beobachten beobachtet, und beobachtet, dass ich sofort, auf den ersten Blick sagen konnte, wen ich als sympatisch einschätzen würde und wen ich wirklich einfach gar nicht erst kennenlernen will. Man müsste nun testen, ob mir diese auf den ersten Blick, sympatischen Leute, auch auf den zweiten Blick auch noch sympathisch wären, aber ich finde es doch beachtlich, wieviel man nach dem ersten Blick schon über einen Fremden zu meinen glaubt. Es ist unmöglich, dies an festen Kriterien, wie Größe oder Haarfarbe festzumachen. Manche Menschen erscheinen einem sofort sympatisch oder unsympatisch. Ist das nun ein Zeichen dafür, dass Manche ihr Rolle besonders gut oder besonders schlecht spielen? Oder wirken am Ende, die Leute am sympatischtesten und interessantesten, deren Club-Rolle ihren anderen Rollen, die sie im Alltag ständig spielen, am nähesten sind? Das wäre die Erklärung, die mir an besten gefiele.

Ich selbst sehe mich am liebsten in der Rolle, des Einfach-nur-Spaß-haben-wollens, aber ertappe mich doch dabei, in eine Ich-will-auf-andere-eine-positive-Wirkung-haben-Rolle, zu rutschen (vor allem wenn man wegen DJ Qualle oder anderen Spaßbremsen keinen Spaß hat). Dann ist es aber immer noch besser, andere beim Spielen ihrer Rollen auf der Bühne der Welt zu beobachten und sich zu fragen, wieviele verschiedene Rollen jemand in seinem Leben zu spielen hat und ob man einige Akte sogar gemeinsam spielen kann.

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