Donnerstag, 25. Juni 2009

The friends thou hast, and their adoption tried

...Grapple them to thy soul with hoops of steel;" (Polonius, Hamlet I, 3.)

Freundschaft ist ein wichtiges Thema für Shakespeare, vor allem die Freundschaft zwischen zwei Männern, aber auch Frauen. Die Freundschaft zwischen Mann und Frau spielt meines Wissens kaum eine Rolle, da es zwischen ihnen nur Liebe gibt. Die gleichgeschlechtliche Freundschaft hat bei Shakespeare einen sehr hohen Stellenwert und steht meist im Kontrast zur Liebe. Oft müssen sich die Figuren zwischen Freundschaft und Liebe entscheiden, wobei Freundschaft als das Beständigere dargestellt wird.

Ein Beispiel dafür ist in „The two Gentleman of Verona“ zu finden. Valentino und Proteus sind die besten Freunde. Doch Proteus Freundschaft ist nicht so ehrlich wie die Valentinos. So stellt er seine große Liebe Julia über die Freundschaft mit Valentino: „I leave myself, my friends, and all, for love. Thou, Julia, thou hast metamorphosed me” (I.1). Dass sich Shakespeare hier wiederholt über die “wahre” Liebe mokiert wird dadurch deutlich, dass sich besagter Proteus ruckzuck in eine andere, Sylvia, verliebt, die wiederum in Valentino verliebt ist, was auf Gegenseitigkeit beruht. Proteus hintergeht seinen guten Freund erfolglos und verliebt sich am Ende, wer hätte es für möglich gehalten, wieder in Julia, als klar wird, dass Valentino Sylvia bekommt. Am Ende gibt es eine Doppelhochzeit, da Valentino, ein echter Freund seiend, Proteus vergibt. Dass dies nur ein scheinbares Happy End sein kann, sollte klar geworden sein. Es gibt weder die echte Liebe zwischen Julia und Proteus, weder die beidseitige echte Freundschaft zwischen Valentino und Proteus. Trotzdem kann festgehalten werden, dass Freundschaft gegenüber Liebe aufgrund ihrer Beständigkeit einen höheren Stellenwert hat.
Darauf läuft auch das Zitat aus Hamlet hinaus. Es ist von einem Vater an seiner verliebten Sohn gerichtet und besagt, dass Freundschaften, die man hat, mit aller Macht erhalten werden sollten, da sie sehr viel wert sind. Als ich gestern mit guten Freunden am Hafen saß, ein Bierchen trank und handgemachter Gitarrenmusik lauschen konnte, habe ich auch über die Rolle von Freunden in meinem Leben nachgedacht.

Freunde sind in meinem Leben sehr wichtig und meine wichtigsten Bezugspersonen. Und es gibt auch Freunde in meinem Leben, die irgendwie schon immer da waren, aber auch Menschen, die ich erst später kennen lernen durfte. Als ich gestern am Hafen saß dachte, ich darüber nach, was wäre wenn es einfach so weiter ginge, wie es jetzt ist. Eingebettet in einen Freundeskreis, der so viele meiner Wünsche für das Leben befriedigt, wie Spaß, tolle Gespräche, Hilfe in Notsituationen, Rat und Tat usw. usw., kann ich mir schon vorstellen, auf längere Zeit so ein glückliches Leben zu führen. Aber kann es so weitergehen? Sind die Freunde wirklich immer da? Oder müssen sie wie bei Shakespeare sich irgendwann zwischen Freundschaft und Liebe entscheiden?

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Freundschaften, also selbstgewählte soziale Kontakte, enge Familienbeziehungen immer mehr auflösen werden. Ein Gedanke, der mich gleichermaßen beängstigt wie fasziniert. Geht das? Können Freunde unsere neue Familie sein? Wollen wir das? Oder bringen sie doch nicht die Beständigkeit in unser Leben, die wir brauchen? Brauchen wir überhaupt Beständigkeit? Manchmal kann ich mir schon vorstellen, in einer Gemeinschaft von lieben, selbstgewählten Menschen alt und glücklich zu werden. Aber die Angst, dann irgendwann doch allein zu sein, ist so gegeben. Vielleicht muss unter diesen Freunden einfach ein Partner sein, mit dem man, in der Hoffnung auf beständiges Glück, eine eigene selbstgewählte Familie gründet. Ich hoffe jedoch, dass ich mich dabei nicht zwischen Freundschaft und Liebe entscheiden muss, sondern meinen Freunden, die ich habe, treu bleiben kann.

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