Montag, 3. August 2009

Love' Labour's Lost (Teil B Das Stück und ich)

Was hat dieses Stück also mit meinem Leben zu zun?
Es gibt natürlich mehrer Ansatzpunkte, wie beispielsweise die Rolle von Bildung und altem Wissen für unser Zurechtkommen in der Welt oder ob Gefühle und körperliche Freuden uns wirklich daran hindern, unseren Geist zu entfalten (glaub ich nicht), aber am offensichtlichsten ist doch die Frage nach der (wahren) Liebe. Shakespeare kritisiert, wie schnell die Männer sich verlieben. Die Frauen, die die Liebe dem Test der Zeit unterstellen wollen, stehen als klüger und weiser da. Wie flüchtig ist also die Liebe? Verlieben wir uns zu schnell und somit nicht tief genug? Muss Liebe erst in Ruhe wachsen und eine gewisse Zeit andauern um „wahr“ zu sein?

Aus meinem Umfeld kenne ich beide Seiten. Menschen verlieben sich schnell, von einen Tag auf den anderen und wenn sie auf Gegenseitigkeit treffen, bilden sich ganz schnell Paare und als Außenstehender fragt man sich oft, wie das so schnell gehen kann, ob das wirklich Liebe oder nicht doch nur Angst vor dem Alleinsein ist. Manchmal behält man „recht“ und das Paar ist ruck-zuck wieder getrennt. Aber man darf doch nicht so vermessen sein und annehmen, dass nicht doch wirkliche Liebe im Spiel war. Wo steht denn geschrieben, dass Liebe lang anhalten muss, um so genannt werden zu dürfen?

Andererseits gibt es auch viele Menschen, die sich nicht trauen, sich zu verlieben oder der Liebe nicht trauen. Zumindest scheint es so, denn sie verlieben sich nicht schnell und warten lange ab. Sie wollen sicher gehen, dass die Gefühle nicht nur kurzzeitig sind und handeln im Grunde genommen wie die Damen aus dem Stück. Laut Shakespeare scheint das wohl der klügere Weg zu sein. Also ist es wohl doch so, dass man nur von „wahre“ Liebe sprechen kann, wenn sie alles überdauert und übersteht. Und auch wenn das nirgends geschrieben steht, ist das eine Definition von Liebe, mit der wir aufgewaschen sind und die in vielen Medien von Disneyfilm bis hin zu Romeo und Julia suggeriert wird. Und wenn ich ehrlich bin, soll meine Liebe auch lang anhalten, wenn nicht sogar ewig, wenn man den einen usw. findet.

Während des Schreibens bin ich richtig ins Überlegen gekommen, ob Liebe wirklich ein langfristiges Gefühl ist und sich genau dadurch vom Verliebtsein unterscheidet. Oder ob man eben auch auf Knall und Fall lieben kann, ohne dass die Liebe sich entfalten muss. Dafür spricht wohl, dass man als Liebender den ganzen Menschen umfassend, in allen Umständen und so weiter liebt und somit die Zeit erst zeigen muss, ob man den Geliebten auch in einer Notlage, schlecht drauf und morgens nach dem Aufstehen liebt. Trotzdem finde ich den Gedanken, dass Liebe eben einfach ist und nicht erst lang getestet werden muss, auch ansprechend und irgendwie schön. Liebe ist ein Gefühl und Gefühle sind im Augenblick, jetzt da. Und wenn ich jetzt liebe, dann liebe ich jetzt. Oder ist es ein Gefühl, dass man sich einredet und einbildet? Vielleicht kann man auch erst rückblickend sagen, ob man geliebt hat oder nicht. So wie alte Frauen in Filmen sagen: „Ich habe nur einmal richtig geliebt“. Aber das war denn auch meistens kurz. Hm, ich weiß es nicht. Ich muss weiter darüber nachdenken und Shakespeare danken, dass er mich auf diese Frage gebracht hat ;).

Übrigens gibt es Hinweise darauf, dass Shakespeare ein Stück mit dem Namen "Love’ Labour’s Won" geschrieben hat, sozusagen ein Fortsetzung, in der sich dann doch alle kriegen. Diese wurde jedoch nie gefunden; auch interessant irgendwie…

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