Montag, 3. August 2009

Love' Labour's Lost (Teil A Das Stück)

The mind shall banquet, though the body pine:
Fat paunches have lean pates, and dainty bits
Make rich the ribs, but bankrupt quite the wits. (I. 1. 27-29)

Da ich glücklicher Mensch Sommerferien habe und mir für diese vorgenommen hatte, ganz viel zu lesen, konnte ich heute ein Ich-habe-das-Stück-gelesen-Häkchen neben das Stück "Love’s Labour’s Lost" – "Verlorene Liebesmüh’" machen. Shakespeare schrieb das Stück vermutlich 1594, womit es zu seinen frühen Komödien gehört. Das Hauptthema ist die Liebe. König Ferdinand von Navarra, eine spanische Kolonie, und seine drei Gefährten nehmen sich vor, drei Jahre lang keine Frau zu sehen, um sich der Bildung und den Büchern vollkommen hingeben zu können. So lautet das oben genannte Zitat übersetzt:

Der Geist soll ein Bankett sein, während der Körper sich verzerrt
Fette Bäuche haben verkümmerte Köpfe, und Leckerbissen
Machen die Rippen reich, aber ruinieren den Verstand.

Dieser verwegene Plan scheitert kläglich, als die französische Prinzessin zwecks diplomatischer Verhandlung mit ihrem Gefolge zu Besuch kommt. Natürlich verlieben sich die Männer in die Frauen. Sie schreiben heimlich Liebesbriefe, aber können ihre Liebe nicht verbergen. Sie werben um die Frauen, erst verkleidet als Russen (fand ich irgendwie lustig und ich habe noch nicht herausgefunden, warum es ausgerechnet Russen sein mussten) und später als sie selbst. Die Frauen wussten natürlich schon vorher von diesem ausgeklügelten Plan und schlugen zurück, indem sie Rollen tauschen. Das machten sie ziemlich gut, weil die Männer tatsächlich nicht merkten, dass sie jeweils die falsche Frau umwarben. Was dies über die Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit ihrer Liebe aussagt liegt auf der Hand.

"Love’s Labour’s Lost" enthält also mit dem Thema der Liebe, den witzigen und geistreichen Nebenfiguren, auf die ich hier nicht weiter eingehen will, und dem Verkleiden, für Shakespeares Komödien typische Elemente. Das Ende ist für Komödien jedoch sehr untypisch. Es handelt sich nämlich nicht wirklich um ein Happy End, was in den meisten Komödien, wenn auch nur augenscheinlich, immer vorhanden ist. Die Frauen vertrösten die Männer auf ein Jahr. Wenn ihre Liebt über ein Jahr andauert, dürfen sie sich gern noch mal melden, und dann sieht man mal weiter. Die aufgebrachte Liebesmüh der Männer – das Verkleiden, das Schreiben von seitenlangen Liebessonetten – bleibt vergebens. Das liegt vor allem daran, dass die Männer ihre Liebesbekundungen so unauthentisch und übertrieben vollziehen und ehrliche Aufrichtigkeit missen lassen. So sagt die französische Prinzessin: “and therefore met your loves/ In their own fashion, like a merriment. (V 2. 793-794) – “Daher entgegneten wir eurer Liebe auf ihre eigene Art und Weise, wie eine Belustigung“.

Da Shakespeare ja nicht irgendein Schnulzen-Dichter war, wirft dieses Stück neben der kritischen Frage nach der Natur der wahren Liebe noch andere Fragen auf. Ein anderes Thema ist Bildung. Eine Frage ist, ob man in körperlicher Askese leben muss, um wirklichen Zugang zu geistigen Inhalten zu bekommen. Am Anfang sind der König und sein Gefolge der Überzeugung. Es ist relativ witzig, wie sie versuchen, nachdem rausgekommen ist, dass sie nun doch alle verliebt sind, ihre Liebe recht zu fertigen: „For when would you, my lord, or you, or you/ Have found the ground of study’s excellence/ Without the beauty of a woman’s face“ (IV. 3). Außerdem werden zwei Gelehrte karikiert, die ständig versuchen auf Latein kluge Sachen zu sagen und antike Helden zu zitieren. Diesen Aspekt habe ich nicht weiter analysiert, aber ich kann mir gut vorstellen, dass sich Shakespeare auf diese Weise etwas über das weltfremde Gelehrtsein-Tun lustig macht. Auch die großen Helden der Antike werden nicht wirklich ernst genommen.

Shakespeare macht sich außerdem über die spanische Armada lustig, die von eine kleineren englischen Flotte geschlagen wurde, indem die Nebenfigur Armado, ein spanischer Edelmann nicht in der Lage ist, ein einfaches Mädchen aus dem Volke für sich zu gewinnen. Aber dies nur nebenbei. Denn dieser Blog soll ja nicht nur Shakespeares Werk beschreiben, sondern auch zeigen, welche Bedeutung sein Werk für mich und die Welt heute hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen