Dienstag, 25. August 2009

All's well that ends well (?)

“Ende gut, alles gut” – Das ist die sprichwörtliche Übersetzung von Shakespeares Stück “All’s well that ends well”. Die Bedeutung des deutschen Sprichwortes entspricht hierbei jedoch nicht ganz der des Englischen. Während das deutsche „Ende gut, alles gut“ doch eher die Erleichterung ausdrückt, dass Dinge sich doch noch zum Guten gewendet haben, hat das englische „All’s well that ends well“ eine etwas andere Gewichtung. Es wird natürlich auch ausgedrückt, dass man über ein glückliches Ende froh ist; es steckt jedoch auch die Idee dahinter, dass eben alles gut ist, was gut endet. Das „der Zweck heiligt die Mittel“-Prinzip ist also präsent.

Das Stück wurde als Komödie veröffentlicht, doch einige Kritiker sehen es auch als Tragödie. Wie schon zuvor erwähnt haben Shakespeares Komödien immer nur ein scheinbares „Happy End“. Hier ist dieses „Happy End“ ganz offensichtlich kein glückliches Ende. Die Geschichte ist schnell erzählt: Helena, eine bürgerliche, ist schon seit Längerem in Bertram verliebt, ein Adliger. Dieser liebt sie natürlich nicht; das ginge ja auch wegen der Ständeverhältnisse schon mal schlecht. Helenas Vater war ein berühmter Arzt, ist aber schon tot. Der König von Frankreich ist schwerkrank und Helena bringt diesem die heilende Medizin ihres Vaters. Als Gegenleistung wurde vereinbart, dass sich Helena einen Mann aussuchen darf, mit dem der König sie dann vermählt. Natürlich erwählt sie Bertram. Der will nicht, er schimpft, und heult und fleht und alles ist total erniedrigend für die arme Helena, so dass sie selbst auch keine Lust mehr hat. Der König besteht aber darauf und vermählt die beiden. Bertram findet, dass so fürchterlich, dass er vor dem Vollzug der Ehe, der Hochzeitsnacht, in den Krieg flieht, um lieber auf dem Schlachtfeld zu sterben, als Helena zu ehelichen. Diese gibt nun wiederum nicht auf, und folgt ihm. Sie will ihn nun um jeden Preis ins Bett kriegen, um die Ehe zu besiegeln. Dazu denkt sie sich einen perfiden Plan aus: Eine Freundin von ihr, die Diana, auf die der Bertram schon relativ scharf ist, hilft und umwirbt Bertram. Sie lockt ihn in ihr Schlafgemach und sagt, dass sie ihn dort mit einem Tuch verhüllt erwarten wird. Natürlich ist Helena unter dem Tuch und zack, hat Bertram mit seiner Frau geschlafen. Am Ende kommt alles raus, und da Bertram ein Mann von Ehre ist und zu seinen Worten und auch Taten steht, bleibt ihm nichts anders übrig, als nun Helena als seine Frau zu ehren und zu „love her dearly, ever, ever dearly". (V.iii.354).

Tja, wahrscheinlich ist es wirklich eher eine Tragödie, die die Zwänge der Zeit damals beklagt. Herrscher beschließen Ehen, Ehre steht vor persönlichem Glück, Bertram ist unglücklich und auch Helena kann ja nicht wirklich zufrieden sein. Ich muss sagen, dass mir das Stück nicht so gefallen hat, auch beim Lesen nicht. Die Handlungen der Charaktere sind schlecht nachvollziehbar, die Nebenfiguren haben nicht so viel Charme wie in anderen Komödien und es werden auch wenig andere Aspekte angesprochen und beleuchtet. Außer der Aussage, dass ein gutes Ende, nicht wirklich alles andere gut macht und eben oft nicht das ist, was es vorgibt zu sein, hat mir das Stück nicht sehr viel mitgegeben. Ich habe es gelesen, da ich es nächsten Freitag als Stück sehen werde. Da bin ich sehr gespannt drauf. Vielleicht eröffnet mir die Bühnenperformance Sichtweisen, die mir beim reinen Lesen verborgen blieben und ich bin natürlich gespannt, wie das Stück umgesetzt wird.

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