Dienstag, 11. August 2009

Your nose says, no, you are not; for it stands too right.

Your nose says, no, you are not; for it stands too right. (Love’s Labour’s Lost, V,2)


Dies antwortet der Edelmann Boyet dem Gelehrten Sir Nathaniel, der im Rahmen einer Festivität in die Rolle von Alexander der Große schlüpft, um die Adeligen zu unterhalten. Die Clowns und die lächerlich dargestellten Gelehrten im Stück „Verlorene Liebesmüh’“ mimen zur Erheiterung der Adeligen Helden der Antike wie Herkules, Alexander der Große und Hektor nach. Die Adeligen mokieren sich über die Schauspieler, da ihre Kostüme, ihre Art zu reden oder ihr Aussehen unecht und unauthentisch sind – ein Meisterstück der Selbstironie von Shakespeare.

Es liegt in der Natur des Theaters, dass die Illusionen, die es erzeugen will, nicht vollkommen real und wirklich wirken können und dies ja auch nicht sollen. Dinge wie Stürme, große Schlachten und auch Szenenwechsel können eben nur angedeutet werden. Und natürlich wusste auch Shakespeare, dass Schlachtszenen mit Blut, wie in den Historien-Dramen oder Unwetter wie in „The Tempest“ nur vereinfacht dargestellt werden können. Auch war klar, dass gerade die weiblichen Rollen nicht wirklich echt wirken konnten, da sie ja damals von jungen Männern übernommen wurden. Umso witziger ist es, dass Shakespeare diesen Umstand durch das so genannte „Stück im Stück“ auf der Bühne thematisiert. Die Adeligen machen sich darüber lustig, wie stümperhaft, die Kostümierung der antiken Helden ausfällt, dabei sind sie selbst nur Schauspieler in eventuell schlecht gemachten Kostümen. Bei diesem Stück kommt noch der Umstand dazu, dass die Adeligen Herren sich auch verkleiden, um die Damen zu verwirren, und dieses sicherlich auch nicht besser machen als die bürgerlichem Schauspieler.

„Love’s Labour’s Lost“ ist nur eines von Shakespeares Stücken, in dem diese Selbstironie vollzogen wird. Auch in „ A Midsummer Night’s Dream“ macht sich Shakespeare über die begrenzten Möglichkeiten des Theaters lustig. Auch hier führen Vertreter des gemeinen Volkes für den Adel ein Stück auf, über welches sich die Blaublütigen nur lächerlich machen. Hier wird die schlechte Kostümierung noch deutlicher thematisiert als in „Love’s Labour’s Lost“. So gibt es Zitate wie: „That I, one Stout by name present a wall“ oder „This latern does the horned moon present“ (A Midummer Night’s Dream, V, 1). Die Verkleidungen sind so schlecht, dass sie kommentiert werden müssen. Ich habe das Stück leider noch nicht gesehen, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieses Stück im Stück der komödiantische Höhepunkt ist und auch zu Shakespeares Zeiten für sehr viel Spaß im Theater sorgte. Dazu kommt die Meta-ebene, auf die das Publikum gehoben wird, da es ja auch nur ein Stück sieht mit Schauspielern in Kostümen. Ich mag diese Selbstironie und auch die dramatische Raffinesse dieser Stücke im Stück schon sehr.

Selbstironie ist sowieso gut. Man kann soviel schlecht oder verkehrt machen; wenn man es mit einem Funken Selbstironie tut, ist immer alles nur halb so schlimm. Ich liebe Filme und Musiker, die selbstironisch sind, wie beispielsweise „Kill Bill“ oder „Die Ärzte“. Aber ich glaube, es gibt wirklich viele Menschen, die Ironie und auch gerade Selbstironie von anderen nicht verstehen, weil sie es selbst auch gar nicht sind. Selbstironisch kann man nur sein, wenn man seine eigenen Schwächen kennt, weil man sich über diese ja lustig macht, also braucht man zur Selbstironie die Fähigkeit zur Selbstkritik und auch zur Ehrlichkeit. Menschen, die schwer ihre Schwächen erkennen und auch zugeben, sind auch wenig selbstironisch und meiner Meinung nach weniger sympathisch und humorvoll. Da ich der Nabel der Welt bin, habe ich auch das Recht diesbezüglich über andere zu urteilen.

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