Montag, 13. Juli 2009

Time is like a fashionable host

Time is like a fashionable host,
That slightly shakes his parting guest by the hand,
And with his arms outstretched, as he would fly,
Grasps in the comer: the welcome ever smiles,
And farewell goes out sighing.

Troilus and Cressida, act 3, sc. 3, l. 165-9

Dieses Zitat stammt aus einem eher weniger bekannten Stück, das ich in Cardiff auf der Bühne sehen durfte. Es geht um Liebe und Krieg, mit antiken Motiven. Mit diesen Worten wird Achilles daran erinnert, dass die Zeit seine großen Taten verblassen lassen wird.

Die Zeit (im englischen übrigens männlich, wie interessant) wird hier als Gastgeber personifiziert, der die Hand von sich verabschiedenden Gästen nur leicht schüttelt und mit ausgestreckten Armen viel lieber Neuankömmlinge begrüßt. Das Willkommen ist immer schön, während der Abschied immer mit einem Seufzer vollzogen wird. Es geht also darum, dass wir uns im Laufe der Zeit immer schweren Herzens von Menschen verabschieden werden müssen.

In der letzten Woche war ich auf meiner ersten Klassenfahrt mit einer ganz hervorragenden 9. Klasse. Die Schüler haben ganz viel selbst organisiert, ihre Freiheiten nicht maßlos ausgenutzt und waren zuverlässig. Ich denke, dass war die beste 1. Klassenfahrt als Lehrerin, die ich hätte haben können. Was mich jedoch am meisten beeindruckt hat, war das Verhältnis der Schüler untereinander. Es herrschte ein ganz starker Zusammenhalt. Alle waren für einander da und alle waren stolz, Teil dieses Ganzen zu sein.

Es gab am letzten Abend beispielsweise eine 2-stündige Abschlussdisko. Es wurde verschiedene Musik gespielt, die jedoch immer nur einen Teil der Schülerschaft, die sehr heterogen ist, ansprach. Trotzdem tanzten die so genannten Tyffis zu Rammstein und die selbsternannten Metaller zu Beyonce. Es war so schön anzusehen. ALLE haben getanzt, und wer sich setzen wollte, wurde sogleich wieder auf die Tanzfläche gezogen. Unglaublich, wie 23 Schüler 2 Stunden lang total gute Stimmung verbreiteten, und das ohne eine Schluck Alkohol. Da können sich einige Partygänger unseres Alters aber einiges abschneiden.

Aber nun zurück zum Zitat. Ein Mädchen aus dieser Klasse schafft es leider nicht in die 10. und muss nun auf eine andere Schule. Sie ist sehr beliebt und als der DJ als Rausschmeißer irgendein ganz schnulziges Abschiedslied spielte, fingen alle kollektiv an zu weinen. Es war herzzerreißend. Besonders ein Mädchen war sehr betroffen und kaum zu beruhigen, was auch daran lag, dass sie sich in letzter Zeit noch von 2 anderen ihrer Freunde verabschieden musste. Ihr wurde der oben beschriebene Umstand, dass unser Leben von Abschieden geprägt ist, so richtig bewusst. Sie weinte darüber, dass alle irgendwann gehen müssen und alle Freunde nach der Schulzeit weg sein werden.

Aus meinem Pool von Lebenserfahrung ;) schöpfend, versuchte ich sie mit der Aussicht auf die vielen tollen Menschen, die sie noch kennen lernen wird, aufzubauen. Und irgendwer sagte mal, dass man nie über vergangene schöne Momente traurig sein soll, sondern sich lieber freuen soll, sie erlebt haben zu dürfen. Aber das half ihr in dem Moment nicht viel. Die Zeit, unser Leben, zwingt uns immer wieder dazu, uns von lieben Menschen, die ein wichtiger Teil von uns und unserem Leben geworden sind, zu verabschieden. Erst lässt sie zu, dass wir uns begrüßen und kennen lernen, um uns dann wieder voneinander zu trennen.

Sicher wird das Mädchen noch viele tolle Leute treffen und kennen lernen dürfen, aber mit jedem abgeschlossenen Lebensabschnitt gehen Menschen. Natürlich nehmen sich dann immer alle vor, sich nicht zu verlieren, aber das klappt nicht immer. Die Zeit und Lebensumstände trennen Menschen voneinander, nicht nur räumlich. Aber so traurig das auch klingt, ist es doch etwas Positives. Abschied tut weh und kann Freundschaften entzweien, die einem immer fehlen werden. Aber es gibt so viele tolle Menschen, Ideen und Ansichten zu entdecken, die uns ohne den Abschied von Altem vielleicht verborgen blieben. Trotzdem gibt es in meinem Leben Menschen, von denen ich mich nie verabschieden möchte. Menschen, die immer da sein sollen. Die Zeit wird zeigen oder auch entscheiden, ob das möglich sein wird und ob diese Menschen auch in ferner Zukunft zu den Konstanten in meinem Leben gehören, die ich nie missen will. Es ist schon ein merkwürdiger Gedanke, dass mir in einigen Jahren Menschen, die mir jetzt ganz wichtig sind, es möglicherweise nicht mehr sind.

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